Ist die Liebe
ein globaler
Wert?

THE LOVEPROJECT. Ja, dachte ich mir, und nahm allen Mut zusammen um im Jahre 2003 im Times Square New York für die globale Liebe zu werben. Liebe als globalen verbindenden Wert. Als Grundlage für einen globalen Gesellschaftsvertrag. Aber will die Welt das überhaupt?
Text: Rudi-Renoir Appoldt |
Text: Rudi-Renoir Appoldt

 Lesezeit: 4 Minuten

Die Herausforderung
Ein Zeichen der globalen Verbundenheit setzen als Gegenpool zum aufkommenden Irakkrieg.

Das Resultat
Ein Kunstprojekt im Times Square New York das mit einem Billboard für eine globale Liebe wirbt.
www.worldart.ch

Die Presse
http://www.swissinfo.ch/eng/swiss-artist-brings-love-to-times-square/

 

Instagramable Art. Wäre dieses Projekt in der heutigen Zeit gestartet, wäre es instagramable gewesen. Die Passanten hätten Fotos und Videos machen können, und diese auf Ihre Sozialen Kanäle hochladen. Aber wäre das interesse wirklich grösser gewesen heute? Zur Zeit scheint ja vieles aus den Fugen und ein bischen Werbung für die Liebe könnte ja nicht schaden, würde man meinen. Aber weiss mans? Nur wenn mans ausprobiert. Zurück ins Jahr 2003:

Als ich das Projekt im Timessquare lancierte dachte ich, dass die Passanten vor dem Billboard stehen bleiben, berührt sind, und sich sagen. Ja, genau, dass ist es doch was uns verbindet. Wir sind doch alle in Liebe verbunden, wir teilen doch die gleichen Werte. Wieso sollen wir Kriege führen? Stattdessen sollten wir diese Idee der Liebe weltweit propagieren und in dieser Verbundenheit zu einem gewaltfreien Gesellschaftsvertrag finden. Doch, dieser Zustand traf nicht ein. Was war passiert?

Der Begriff der Liebe schien zu wenig klar, als das er diese mobilisierende Kraft entwickeln könnte,. Woran lag dass? Ist die Liebe zu einem Selbstbedienungsladen geworden? Stimmt das hobbessche Weltbild und wir sind nur für den Eigennutz unterwegs ohne humanitären Werte? Oder braucht es ein Preisschild für die Konsumenten? Wenn uns Liebe verbindet, welche Liebe meinen wir? Wer würde sie für uns definieren, oder finden wir sie intuitiv? Fragen über Fragen, für die ich nicht wirklich klare Antworten finden konnte. Es ist eben kompliziert mit der Liebe und das wird wohl auch vorerst so bleiben. An Definitionen fehlt es eigentlich nicht, es ist eher so, dass es davon ganz viele gibt.

Bei Philosophie, Religion und Wissenschaft fand ich unterschiedlichste Definitionen. Somit ein kleine Liste meiner Recherche, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Liebesdefinitionen

1. Die Liebe in der Philosophie

Für mich waren die Bücher von Erich Fromm «Die Kunst des Liebens» und «Haben oder Sein» sehr inspirierend. Für Fromm gibt es fünf gleichwertige Formen der Liebe: Nächstenliebe, Mutterliebe, Erotische Liebe, Selbstliebe und die Liebe zu Gott.  In «Haben oder Sein» beschreibt er Liebe als einen gewaltfreien Weg. (Hier ein Zitat das mich stark berührt hat: http://worldart.ch/about/).

2. Die Liebe in der Wissenschaft

«Liebe» kann auch rein wissenschaftlich biologisch gesehen werden. So gibt es wissenschaftliche Studien, welche die Liebe der Evolution unterordnen. Alles was wir tun dient der Fortpflanzung. Die Liebe ist ein Trick der Natur, um uns dazu zu bringen uns fortzupflanzen.

Es gibt aber auch Wissenschaftler die dies nicht rein wissenschaftlich sehen. Im Magazin «Zeit Wissen» las ich ein Interview mit Martin Nowak, Professor für Evolutionsbiologie in Harvard, für den Gott und die Naturgesetze gleichberechtigt sind. Er sieht unsere Grundmotivation etwas zu erforschen rein biologisch nicht erklärt. Für ihn muss es noch etwas anderes geben, das uns antreibt und inspiriert unseren Fokus auf gewisse Dinge zu lenken.

3. Die Liebe in der Religion

Das Christentum definiert die Liebe als eine zentrale Tugend. Gianni Vattimo, ein italienisicher Philosoph, hat ein Buch geschrieben über die Zukunft des Christentums. In «Die Zukunft der Religionen» sieht er die Aufgabe des Christentums als Gastreligionen die anderen Religionen zu befrieden und zusammenzuführen. Somit die Liebe auch als Weg der Befriedung der Religionen.

Der Glaube an die harmoniebedürftige Natur des Menschen ist bei den Buddhisten eine Grundvoraussetzung für Gewaltlosigkeit. Nachzulesen im  GEO Interview mit dem Dalai Lama .

Die Weltreligionen sind in ihren zentralen Anliegen also gar nicht so stark verschieden. Diese Meinung vertritt auch die Stifung Weltethos, die davon ausgeht das ein Weltfrieden erst durch einen Religionsfrieden zustande kommen kann, indem man sich auf gemeinsame zentrale Werte fokussiert.

Der Glaube an die harmoniebedürftige Natur des Menschen ist bei den Buddhisten eine Grundvoraussetzung für Gewaltlosigkeit

Wie kommen wir gemeinsam zu einer Definition?

Doch wie finden wir einen Konsens, eine Begrifflichkeit, wenn wir z.B. die Liebe für uns alle wieder neu definieren wollen? Schaffen wir es aus einer individuellen Sicht eine globale, universelle zu entwickeln? Der Philosoph Ernst Cassiers glaubt daran. Er erläutert, dass das Universelle und das Individuelle als etwas Gemeinsames gesehen werden muss. Das Universelle ergibt sich aus dem gemeinsamen Individuellen. Es fusst auf einer persönlichen Freiheit und wird doch zu einer universellen gemeinsamen Form vereint.

Daraus kann geschlossen werden, dass ein universeller Konsens im freien Willen enstehen kann. Wir haben die Chanche aus einem individuellen Wunsche, z.B. der Wunsch nach Frieden, nach Liebe, eine universelle Definition zu finden. So trifft sich Cassirer mit dem Buddismus: Der Mensch soll diesen universellen Wunsch nach Frieden in sich selber entdecken, und ihn an die Oberfläche holen und in ihrem Lebenskontext realisieren.  Die Grundlagen wären also da, und doch tun wir uns schwehr damit. Vielleicht auch darum, weil ein universeller Anspruch auch immer die Gefahr in sich birgt zu etwas radikalem unfreiheitlichen zu werden. Woran erkennen wir das wir in unserem universellen Konsens auf dem richtigen Weg sind? Dazu wurde ich fündig bei Carl Gustav Jung.

 

Die Macht von Symbolen

In seinem Buch «Der Mensch und seine Symbole» schreibt Carl Gustav Jung über Symbole und wie sie für uns Menschen wichtig sind, aber auch immer wieder manipulativ missbraucht werden. Jedoch wird diese Manipulation längerfristig immer wieder durchschaut.

So ist der Missbrauch von Symbolen immer eine Gefahr, und wir sind immer wieder gefordert genau hinzuschauen und uns zu fragen ob die Werte dahinter noch stimmen.

Somit ist ein Konsens über Grundwerte ein unabdingbarer Teil der Definitionsfindung von Symbolen wie Liebe und Frieden. Ohne diese kann Liebe oder Frieden als Begrifflichkeit nicht seine Kraft entwickeln. Mit all diesen Erkentnissen kann ich sagen, für mich eine Definition gefunden zu haben. Für mich ist «Liebe» als verbindender Wert, ein gewaltloser, konstruktiver Weg. Inspiriert durch die Liebesdefinition von Erich Fromm (Siehe ABOUT).

Das bewerben der Liebe alleine bleibt inhaltslos, solange wir sie nicht selber mit Leben füllen. Der Begriff ist die Summe unserer Haltungen und Werte die wir als freie Menschen zu einer gemeinsamen universellen Form vereinen. Für mich ist die Haltung der Gewaltlosigkeit ein Start auf dem Weg zu einer solchen Form.

LOVE = GEWALTLOSIGKEIT im FREIEN WILLEN

In diesem Sinne:
Let’s find and spread the LOVE!

Das Kunstprojekt ist dokumentiert unter www.worldart.ch